Offener Brief

Ehrenamtlich Engagierte in der Flüchtlingsarbeit fordern einen respektvollen Umgang mit den Menschen, die in Stuttgart Zuflucht gesucht haben.

https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-einen-respektvollen-umgang-mit-menschen-die-bei-uns-zuflucht-gesucht-haben

In Stuttgart leben derzeit über 9 000 geflüchtete Menschen in städtischen Unterkünften. Davon stammen 40 % aus der Ukraine, 13 % aus Syrien, 9 % aus Afghanistan und 7% aus dem Irak. (Stand Herbst 2023) Insgesamt sind 60 Nationalitäten in den Unterkünften vertreten. Die Versorgung und Integration von Geflüchteten ist sicher eine große, aber nicht unlösbare Aufgabe.
Und sehr viel wurde in den vergangenen Jahren schon geleistet – von der Stadtverwaltung, Sozialverbänden und SozialarbeiterInnen, von der Stadtgesellschaft. Aus den Freundeskreisen gibt es viele eindrucksvolle Beispiele von geflüchteten Menschen, die für sich und ihre Familie eine positive Zukunftsperspektive entwickelt haben. Sie haben die deutsche Sprache erlernt, haben im Rahmen der VABO (Vorbereitung auf Ausbildung und Beruf ohne
Deutschkenntnisse) den Hauptschulabschluss gemacht, um anschließend eine Berufsausbildung beginnen zu können. Sie arbeiten jetzt im Handwerk, in der Pflege, in der Logistik und anderen erlernten Berufen. Einige haben Abitur gemacht, studieren oder haben ein Studium abgeschlossen. Dies unter beengten und schwierigen Bedingungen, weil sie oft noch in den Flüchtlingsunterkünften leben. Auch die Kinder und Jugendlichen tragen zur Gemeinschaft bei, jetzt und in Zukunft, indem sie einen Schulabschluss und Ausbildung machen. Wir meinen auch Menschen, die nicht erwerbstätig sein können, haben unseren Respekt und unsere Unterstützung verdient.

Auch wir wissen: wo es Menschen gibt, gibt es Konflikte. Wir wehren uns aber gegen die ablehnende Stimmung gegenüber Geflüchteten, die u.a. von OB Nopper und Teilen der CDU geschürt wird.

Die Geflüchteten werden für Probleme verantwortlich gemacht wie:
– Das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum
– Das Fehlen von Plätzen und Personal in Kitas und Schulen
– Die Überlastung in der Ausländerbehörde

Dies alles ist aber das Ergebnis von mindestens 20 Jahren Sparpolitik in der Verwaltung. Wir fordern die Stadtverwaltung auf, kurz- und langfristige Maßnahmen zu ergreifen und auch umzusetzen, damit diese Probleme gelöst werden können.
Wir in den Freundeskreisen für Flüchtlinge setzen uns weiter dafür ein, die Chancen in den Menschen zu sehen und nicht (nur) die Probleme und Belastungen. Als Ehrenamtliche leisten wir dazu gerne weiter unseren Beitrag in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten. Nicht die Arbeit mit den Geflüchteten belastet uns, sondern die Schwerfälligkeit und Mängel in Behörden, Gerichten, die Defizite im Schulwesen, auf dem Wohnungsmarkt u.a.
Systematisierte und beschleunigte Abläufe, keine unnötigen Schleifen zwischen den Ämtern, Beseitigung der Arbeitsverbote für Flüchtlinge wären hilfreich für die Stimmung und Motivation von
allen, konstruktive Lösungen zu finden.

Initiative von Ehrenamtlichen aus der Flüchtlingsarbeit

Download: Offener Brief Ehrenamtliche

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des AK Asyl:  https://www.ak-asyl-stuttgart.de/